Vorwort
Die Entwicklung der Bindung zwischen Eltern und Kind beginnt bereits in der vorgeburtlichen Zeit und wird entscheidend durch Erfahrungen während der Schwangerschaft und der Geburt sowie während der ersten Lebensmonate beeinflußt. So können etwa der Verdacht auf eine Fehlbildung des Fetus, vorzeitige Wehentätigkeit, eine postpartale Depression, Drogenabhängigkeit der Mutter oder traumatische Erfahrungen der Eltern diese frühe sensible Entwicklungszeit erheblich belasten, wenn die Eltern keine ausreichende Hilfestellung erhalten.
Die bahnbrechenden Arbeiten von John Kennell und von Phyllis und Marshall Klaus haben gezeigt, welche Möglichkeiten bestehen, um während der Schwangerschaft sowie im Kreißsaal während und nach der Geburt die Bindungsbereitschaft der Eltern (elterliches 'Bonding') entscheidend zu fördern sowie Schwangerschafts- und Geburtsverläufe positiv und erleichternd auf den Weg zu bringen. Durch bahnbrechende Forschungen haben John Kennel sowie Phyllis und Marshall Klaus ihre Erkenntnisse vielen Generationen von Geburtshelfern, Hebammen und Klinikern verschiedener Professionen zur Verfügung gestellt. Insbesondere ihre Studien zum Rooming-in und zur Bedeutung der Bindungsförderung durch die Vermeidung von Trennungen zwischen Mutter und Kind nach der Geburt haben die Pflege- und Stillpraktiken weltweit verändert. Zu Ehren von Herrn Prof. John Kennell sowie Herrn Prof. Marshall Klaus und Frau Phyllis Klaus wurde von der Internationalen Akademie für Entwicklungsrehabilitation und der Theodor-Hellbrügge-Stiftung am 2. und 3. Dezember 2005 an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig- Maximilians-Universität München ein Internationaler Kongreß mit dem Titel Die Anfänge der Eltern-Kind-Bindung: Schwangerschaft, Geburt und Psychotherapie (The beginning of parent-infant attachment: Pregnancy, birth and the role of psychotherapy) durchgeführt. Im Rahmen dieses Kongresses wurden Herr Prof. John Kennell sowie Herr Prof. Marshall Klaus und Frau Phyllis Klaus als Zeichen der Würdigung für ihr außergewöhnliches wissenschaftliches Lebenswerk und ihre bahnbrechenden Forschungserkenntnisse mit dem 'Arnold-Lucius-Gesell- Preis' der Theodor-Hellbrügge-Stiftung ausgezeichnet.
Die überaus große Resonanz der Konferenz ermutigte die Veranstalter, die Beiträge mit Herausgabe dieses Buches einer größeren Leserschaft zugänglich zu machen.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren, daß sie ihre Beiträge für die Publikation zur Verfügung gestellt haben. Unser herzlicher Dank gilt besonders Frau Roswitha Schmid, die mit großem Engagement und bekannter Zuverlässigkeit die englischsprachigen Beiträge übersetzt hat. Dank der hervorragenden Arbeit von Herrn Thomas Reichert konnten die Beiträge rasch editiert werden. Dr. Heinz Beyer vom Verlag Klett-Cotta sei herzlich gedankt, daß er sich mit großem Engagement für die Herausgabe dieses Buches beim Verlag eingesetzt und für eine rasche Herstellung gesorgt hat. Ein ganz herzlicher Dank gilt der Theodor-Hellbrügge- Stiftung München, die mit großzügiger finanzieller Unterstützung sowohl die Konferenz als auch die Herstellung dieses Buches ermöglicht hat.
Wir hoffen, daß dieses Buch allen, die Eltern und Kind während der Schwangerschaft und Geburt sowie in den Lebensmonaten danach betreuen und besondere Sorge tragen - wie etwa Geburtshelfer, Hebammen, Kinderärzte, Krankenschwestern, Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, Heilpädagogen, Krankengymnasten, Kinder- und Kinderpsychiater und Psychotherapeuten -, zahlreiche Anregungen gibt, die sie in ihrer täglichen Arbeit fruchtbar umsetzen können.
Karl Heinz Brisch und Theodor Hellbrügge